Die Schuheisen der Burg Bartenstein
Ein Trippenbeschlag ist ein nicht alltägliches Fundstück. Er gibt uns einen Einblick in das Modebewußtsein des späten Mittelalters, das auch auf der Burg Bartenstein gepflegt wurde. Das Eisenband mit nach unten aufgebogenen Enden weist drei Nagellöcher auf. Eine Anbringung unter dem Ballen- oder Fersenbuckel einer Trippe kann durch Vergleiche mit ähnlichen Eisenbeschägen aus Einbeck und Warburg als gesichert gelten. Bislang wurden auf der Burg Bartenstein fünf Schuheisen ähnlicher Größe und Bauart geborgen. Drei von ihnen wurden restauriert.
Eine solche hölzerne Trippe besaß die Form einer vorne spitz zulaufenden hölzernen Sohle, deren Unterseite mit zwei quer zur Längsachse verlaufenden Stegen unter Ferse und Ballen gearbeitet ist. Seitlich und unten waren diese Stege mit aufgenagelten Beschlägen aus flachen Eisenbändern, den Trippenbeschlägen, geschützt. Wir können davon ausgehen, dass jede Trippe mit zwei Trippeneisen besetzt war. Ein Paar Schuhe wies dementsprechend vier Trippeneisen auf. Hölzerne Unterschuhe dienten in erster Linie dem Schutz des Lederschuhs und ermöglichten es ihrem Träger, auf schlammigem Untergrund trockenen und sauberen Fußes sein Ziel zu erreichen. Sie sind möglicherweise orientalischen Ursprungs und traten bereits im koptischen Kulturkreis des 4. bis 9. Jahrhunderts n. Chr. auf. Es wird angenommen, dass sie mit den Kreuzfahrern ihren Weg nach Mitteleuropa fanden, wo sie erstmals im 12./13. Jahrhundert belegt sind, besonders jedoch im 14. und 15. Jahrhundert zur modischen Fußbekleidung gehörten.
Die Trippenbeschläge von der Burg Bartenstein geben uns wertvolle Informationen über die Kleidung der vornehmen Gesellschaft. Sie ergänzen unsere Kenntnisse mittelalterlicher Mode, die wir aus dem Studium von Wandfresken, Plastiken und vor allem auch Miniaturen in mittelalterlichen Handschriften beziehen. Aussagen in Chroniken, Epen und Gedichten sowie eine Reihe von Kleiderordnungen, die in einigen Städten des Spätmittelalters erlassen wurden, fügen weitere Informationen hinzu. Wie bei vielen Moden waren Trippen keinesfalls trittfest oder bequem. Dies wurde der damals herrschenden Mode geopfert. Einen entschiedenen Vorteil hatten diese Schuhschoner: Sie verhinderten, dass die teueren Schuhe vom allgegewärtigen Schweine- und Pferdemist besudelt wurden. Die Trippenbeschläge verhinderten, dass der Adelige ausrutschte und all zu direkte Bekanntschaft mit dem Straßendreck machte.
Weiterführende Literatur:
Marquita Volken, Andreas Heege und Stefan Teuber, Einbeck – Petersilienwasser 2. Lederfunde und Schusterwerkzeuge (Studien zur Einbecker Geschichte 19) Oldenburg 2020, S. 143-152.