Das Andachtsbild von der Burg Bartenstein

Auf dem Fragment eines Andachtsbildes von der Burg Bartenstein ist eine stehende Figur zu erkennen. An ihrem linken Arm hängt ein geflochtener Korb. Ihre beiden Hände hat sie auf Taillenhöhe zum Gebet gefaltet. Der lange Rock, unter dem die Spitzen ihrer Schuhe hervorschauen, weist die Dargestellte als Frau aus.

Der Korb ermöglich die Ansprache der Dargestellten als Elisabeth von Thüringen (1207-1231). Ihre Begeisterung für die Armmutsbewegung und ihr Engagement für Arme und Kranke ließ sich dadurch zum Ausdruck bringen, indem ihr als Attribut ein Korb beigeben wurde, dessen Inhalt sie regelmäßig an Bedürftige verteilte.

Fragment eines keramischen Figürchens von der Burg Bartenstein bei Partenstein. Spessart, 15. Jahrhundert, Partenstein, Museum Ahler Kram, Fd.-Nr. 1204, H. 9,2 cm, Br. 4,0 cm
Fragment eines keramischen Figürchens von der Burg Bartenstein bei Partenstein. Spessart, 15. Jahrhundert, Partenstein, Museum Ahler Kram, Fd.-Nr. 1204, H. 9,2 cm, Br. 4,0 cm

Die allansichtig gearbeitete Statuette aus rot brennender Keramik wurde aus zwei modelgeformten Teilen zusammengesetzt (Vorder- und Rückseite). Eingebunden in eine Schutzhülle aus Holz und Leder diente sie der Andacht außerhalb des Kirchenraums. Sie könnte aber auch freistehend im Wohnraum platziert gewesen sein. Ob die Figur zusätzlich farbig gefaßt war, lässt sich an den Fragmenten von der Burg Bartenstein heute nicht mehr ablesen.


Weiterführende Literatur:

Crichton-Turley, Courtenay-Elle (2018): Investigating London´s post medieval pipe clay figurines from 1500-1800. Critiquing 3D approaches to mould generation analysis via english and transatlantic case studies. Sheffield.

Gerlach, Stefan (2000): Weitere spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Tonfiguren aus Unterfranken. In: Beiträge zur Archäologie in Unterfrenken, 237-244.

Grimm, Gerald Volker (2010): Tonfiguren der Spätgotik und Renaissance im Töpfereimuseum Raeren. Im Andenken an Otto Eugen Mayer. In: Mennicken und Ralf (Hg.): Einmal Westerwald und zurück! Raeren, S. 1–10.

Grimm, Gerald Volker (Hg.) (2011): Kleine Meisterwerke des Bilddrucks. Ungeliebte Kinder der Kunstgeschichte. Handbuch und Katalog der Pfeifentonfiguren, Model und Reliefdrucke, Büchenbach.

Grimm, Gerald Volker (Hg.) (2016): Die Wormser Bilderbäckerei I. Meister – Werkstatt – Wirkung, Büchenbach.

Grimm, Gerald Volker; Päffgen, Bernd (2013): Die angebrannte Schongauerin. Anmerkungen zu einem zur Herstellung von Backwerk umgenutzten Tonmodel der Mitte des 16. Jahrhunderts aus Schongau im Pfaffenwinkel /Oberbayern. In: Claudia Theune-Vogt (Hg.): Stadt – Land – Burg. Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt zum 70. Geburtstag. Unter Mitarbeit von Sabine Felgenhauer-Schmiedt (Internationale Archäologie. Studia honoraria 34), Rahden/Westfalen, S. 345–353. Müller, E. (1914): Tonformen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In: Anzeiger für Elsässische Altertumskunde 21/22, S. 492–494.

Neu-Kock, Roswitha (1988): Heilige und Gaukler. Kölner Statuetten aus Pfeifenton. Köln (Kölner Museums-Bulletin. Sonderheft, 1).

Neu-Kock, Roswitha (1993): Eine „Bilderbäcker“-Werkstatt des Spätmittelalters an der Goldgasse in Köln. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 21, S. 3–70.

Ostrowski, Katherina (2015): Nach der Mess´ die Mass. Zu Devotionalien und religiösen Objekten als Zeichen von Frömmigkeit und Religiosität im Wirtshaus des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. In: Donat Wehner (Hg.): Rasthäuser – Gasthäuser -Geschäftshäuser. Zur historischen Archäologie von Wirtshäusern. Bonn, S. 99–119.